Haben Sie gewusst ...

... dass die Ortsbezeichnung „Wabern“ aus dem Altdeutschen überliefert ist und sich aus „wabelen, wabbern und waberen“ entwickelt hat. Die alten Bezeichnungen bedeuten soviel wie „in Bewegung sein“. Hierunter ist wohl der sumpfige Grund und Boden, der immer in Bewegung war, zu verstehen. In der Vergangenheit führten die Flüsse der Tiefebene (Efze, Schwalm und Eder) zu zahlreichen regelmäßigen Überschwemmungen. Diese Naturereignisse hatten auch einen positiven Nebeneffekt, da die Wasserfluten keine starke erosive Kraft hatten, sondern langsam abkamen und die Flur mit einer Schicht fruchtbaren Schlamms bedeckten. Diese Bodenverhältnisse führten zu unser fruchtbaren „Waberner Tiefebene“.

... dass der aus Harle stammende August Mose ab 1894 in Wabern eine Schreinerei und ein Sägewerk betrieb? Die Maschinen wurden mit einer Dampfmaschine angetrieben. Im Jahre 1909 wurde eine Kraftwerksanlage errichtet, die zunächst den Eigenbedarf an Strom abdeckte. Mit der Anschaffung der zweiten Dampfmaschine konnte dann auch die Gemeinde Wabern mit Bahnhof und Zuckerfabrik bis zum Jahre 1939 mit elektrischem Strom versorgt werden. Erst dann wurde die Versorgung von einem überregionalen Anbieter übernommen

... dass im Jahre 1911 die Absicht bestand, eine Bahnverbindung von Wabern über Homberg nach Bad Hersfeld zu erstellen. Die Planungen kamen mit Beginn des I. Weltkrieges zum Stillstand und wurden später nicht mehr aufgenommen.

... dass Wabern aufgrund der günstigen Verkehrslage nach 1945 stark mit Flüchtlingen belegt war? Dazu kam eine große Zahl von Evakuierten (vorwiegend aus Kassel). Es waren im Jahre 1948 201 Evakuierte und 574 Flüchtlinge registriert. Im Jahr 1950 betrug die Gesamteinwohnerzahl 3.094.

... Kurfürst Wilhelm I. von Hessen Kassel (1803-1821) reorganisierte seine Streitkräfte nach dem Abzug der napoleonischen Truppen im Jahre 1813 neu. Am 23. November 1813 erschien die Order: "Die aufgerufenen Regimenter versammeln sich in ihren am 1. November 1806 innegehabten Garnisonen. Alle damals mitgenommenen Montierungsstücke, Armatur und Lederwerk, was sie noch besitzen, wird mitgebracht". Die Mannschaft ergänzte sich aus alten Urlaubern, aus Leuten, die ruhmvoll für das Vaterland in Spanien und Russland gekämpft hatten und aus Freiwilligen. Allerdings hatten die Kriegszüge Napoleons auch hier ihre Spuren hinterlassen. Alle tauglichen Männer der kurhessischen Armee waren zu den Streitkräften des Königreichs Westfalen eingezogen worden und hatten ihren Blutzoll zu entrichten. Aus diesem Grunde war es nicht möglich, die Armee ohne weiteres auf den Stand von 1807 zu bringen.
Am 1. Mai 1821 erhielt das bisherige Leib-Dragoner-Regiment nach der Umorganisation der hessischen Armee den Namen "2. Husaren-Regiment Herzog von Sachsen-Meiningen". Das bisherige Husaren-Regiment wurde zum 1. Husaren-Regiment. Ab dem Jahre 1824 finden sich Hinweise darauf, dass die 2. Escadron (Schwadron) dieses Husaren-Regimentes in Wabern stationiert war. Eine Escadron bezeichnet die kleinste militärische Einheit der Kavallerie. Sie bestand aus 150 berittenen Soldaten, die von 5 Offizieren kommandiert wurden.
Das 1. Regiment trug dunkelblaue Dolmans (mit Schnüren besetzte Jacke) und Pelze mit schwarzer Abzeichen und weißer Verschnürung. Die Pelze waren zuerst schwarz, dann weiß gefüttert. Die Beschläge waren aus Tombak (goldfarbene Legierung) und entsprachen dem kurhessischen Muster: Oliven und Rosetten in weiß-graue Reithosen, graue Mäntel, weiße Cordons (Litze) und Fangschnüren, weißer Federstutz, weißes Lederzeug.
Jeder Husar erhielt neben einem Karabiner eine Pistole, die in einem Holster an der rechten Seite des Sattels geführt wurde; die Unteroffiziere dagegen besaßen keinen Karabiner mehr, führten dafür aber zwei Pistolen. Die übrige Kavallerie führte neben dem Säbel einen Karabiner am Bandelier.
Die Einquartierung der Soldaten erfolgte bei den Bürgern Waberns. Die Offiziere hatten ihr Domizil im Jagdschloss.

... die erste Zuckerfabrik in Wabern in den Jahren 1835/1836 auf Betreiben des damaligen Posthalters Julius Werner Thielepape, der neben seiner Landwirtschaft noch die kurfürstliche Domäne und Meierei gepachtet hatte, erbauen ließ. Diese Fabrik bestand aus einem großen, mit einer Dampfmaschine versehenen Gebäude und stand dort, wo heute die Hindenburgstraße und die Tannenbergstraße in die Bahnhofstraße münden. Auf ihren ehemaligen Standort wird heute durch die Holzskulptur „Zuckerrübenmädchen“ und die Pflasterung hingewiesen. Aus einem verwandtschaftlichen Briefwechsel geht hervor, dass die Fabrik im Dezember 1844 nicht mehr betrieben wurde.

... es seit dem Jahre 1880 in Wabern eine Freiwillige Feuerwehr gibt. Die ersten Feuerwehr-Brandmeister waren der Lehrer Ochs und der Wundarzt Julius Thielepape.

... die letzte Postkutsche am 27.09.1912 von Homberg nach Wabern zur Posthalterei in der Wilhelm-Dilich-Straße (früher: Kasseler Straße) fuhr. Bereits seit dem 15.09.1912 wurde die Strecke motorisiert mit zwei „Reichspostautomobilen“ befahren.

... sich der Name der Schwalm vom altdeutschen „sualme“, soviel wie „Nebel, Dampf- bzw. Schwalbenwasser“ ableitet. Die Schwalm ist der Hauptfluss der Eder mit einer Fließstrecke 97,1 km ist sie der längste ausschließlich in Hessen verlaufende Nebenfluss. Sie entspringt auf der nördlichen Seite des unteren Vogelsberges auf einer Höhe von 499 m ü NN. Neben zahlreichen kleineren Nebenflüssen ist die Efze, die in der Gemarkung Unshausen die Schwalm erreicht mit ihren 38,2 km der größte Nebenfluss des Fließgewässers.

... im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) im Jahre 1760 unser Jagdschloss Hauptquartier des Herzogs Ferdinand von Braunschweig-Beveren war. Im Jahr 1762 stand das Grenadier-Bataillon von Schlotheim, das dem Herzog unterstand, in der Waberner Tiefebene einer französischen Reiterei gegenüber, ohne dass ein Schuss fiel.

... Kurfürst Wilhelm II. (1821 – 1847) zu Beginn seiner Regentschaft das Jagdschloss in Wabern für einen Sommeraufenthalt von Grund auf renovieren ließ. Hierzu bestand Anlass. Da der Untergrund der Gebäude ziemlich feucht war, hatte sich der Schwamm darin eingenistet. Außerdem ließ er die notwendigen Möbel aus den Schlössern zu Wilhelmshöhe, Heydau (Morschen) und Fulda nach Wabern bringen. Das alles erforderte Zeit. Als die Arbeiten abgeschlossen waren, hatte Wilhelm bereits die Regierung niedergelegt und war nach Hanau übergesiedelt. Dort wohnte seine Mätresse Emilie Ortlöpp, die spätere Gräfin von Reichenbach. Für die Dauer seiner Abwesenheit aus Kassel hatte Wilhelm am 15.09.1831 seinem Sohn Friedrich Wilhelm die Mitregentschaft übertragen. Im Rahmen der Erneuerungsarbeiten wurde gleichzeitig die Allee-Chaussee nach Fritzlar angelegt. Dieses Ereignis hat Pfarrer Ludwig Werner in einem Bericht vom 6.07.1824, der im Kirchenknopf entdeckt wurde, für die Nachwelt niedergeschrieben.

... ab dem Jahre 1881 große Teile des Reiherwaldes, der sich bis zur Schwalm erstreckte, gerodet wurden. Hierdurch entstanden 85 ha Ackerland.

... ab März 1909 unsere Gemeinde elektrische Straßenbeleuchtung bekomme hat. Die Ausführung der gesamten Arbeiten war der Firma Landwehr & Schulz, Kassel, übertragen worden.

... manches bescheidene und unbekannte Dorf durch die Geburt eines späteren großen Sohnes zu Namen und Ruf kommt. So schreibt Gerhard Eringer in seinem Heimatbuch über Wabern. Im Jahre 1571 oder zu Anfang des Jahres 1572 gab der damalige Pfarrer Wilhelm Schäffer die Geburt eines Sohnes bekannt. Nach dem Studium in Marburg wurde der junge Filius, der sich jetzt Wilhelm Dilich nannte, als Geograf und Historiker in den Dienst des Landgrafen Moritz von Hessen berufen. Er hat sich als Chronist, als Festungsbaumeister, Kartograf und Kupferstecher weit über die Heimatgrenzen hinaus einen Namen gemacht und wurde als Universalgenie bewundert. Seine Werke, besonders die Zeichnungen hessischer Städtebilder, besitzen noch heute einen hohen Wert. Sein Wechsel über die Niederlande an den sächsischen Hof zu Kurfürst Johann I, wo er 1655 in Dresden starb, war wohl für die Landgrafschaft Hessen ein großer Verlust. Eine umfassende Abhandlung über die Lebensstationen und das Wirken von Dilich, verfasst von Kurt Lumpe, findet sich in der Chronik zur 1175-Jahrfeier von Wabern.

... die letzte Beerdigung auf dem Friedhof (Kirchhof) der ev. Kirche fand aus Platzgründen am 21.05.1848 statt. An diesem Tag fand dort Martha Elisabeth Schneider, geborene Otto (* 27.09.1778), ihre Ruhestätte. Die spätere Ruhestätte war dann der ehemalige Friedhof an der Forststraße (heute Parkanlage hinter dem Rathaus).

... sich der Todestag des Volks- und Realschullehrers, Lyrikers sowie Erzählers Albert Rotter in diesem Jahr zum 30. Mal jährte. Albert Rotter war 1904 in Deutsch-Liebau (Sudentenland) geboren. Nach erfolgreichem Abschluss seiner Lehrerausbildung arbeitete er zuletzt in seinem Beruf, bis er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Nach Ende des Krieges, entlassen aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft, fand er seine vertriebene Frau und die beiden Söhne in Gilsa (heute: Neuental). Mit Wirkung vom 1.04.1948 wurde ihm eine Stelle an der Volksschule in Wabern übertragen. Im Sommer 1969 schied Rotter nach über vierzigjähriger Tätigkeit aus dem aktiven Schuldienst aus. Der überaus bescheidene Lehrer hatte sich zur Ruhe gesetzt, aber der Schriftsteller Rotter krempelte die Ärmel hoch. In der nun folgenden Zeitperiode präsentierte er seinem Lehrerkreis zahllose Werke, Lyrik, Erzählungen und Kurzgeschichten. Dr. Jörg Krappmann, der in einer Biografie dessen Leben und Wirken festgehalten hat, schreibt von ca. 1.700 Werken, die Rotter von 1953 bis zu seinem Tod verfasste. Zu den schriftstellerischen Tätigkeiten gehörte auch die Redaktion des „Nordmährischen Heimatbuches“, die er fast 35 Jahre wahrnahm. Er war auch Geschäftsführer der Nordmährischen Kulturstelle mit Sitz in Wabern, außerdem Mitarbeiter zahlreicher Presseorgane, hierunter auch unsere Tageszeitung. Zu seinem 80. Geburtstag stiftete Albert Rotter einen nach ihm benannten Lyrik-Preis, der inzwischen mehrmals verliehen worden ist. Im gleichen Jahr bekam der Literat den Adalbert- Stifter-Preis verliehen. Albert Rotter lebte nach seiner Vertreibung aus Nordmähren mit seiner Familie bis zu seinem Tod im Wohnhaus der ehemaligen Wimmerschule. Die für ein Menschenleben so zahlreichen Erfahrungen und seine Heimatliebe fanden ihren Niederschlag in seinen literarischen Werken, dessen zentrales Thema zweifellos das unvergessliche Mähren darstellt. Aber auch die neue Heimat „Wabern“ und seine Umgebung haben einen festen Platz in seinen Werken.

... auf der Tannenhöhe, heute Betriebsgelände der Firma Irma Oppermann, eine Dampfziegelei stand. Das erste Dokument des Betriebes ist eine Rechnung der Firma Fils & Pfeiffer vom 01.09.1901. Sie trägt die Unterschrift von Wilhelm Keim. In dieser Zeit erschien auch die erste Werbeanzeige im Fritzlarer Anzeiger. In der Ankündigung einer öffentlichen Versteigerung am 14.08.1906 über zwei Pferde, wird deutlich, dass die Ziegelei wohl finanziell nicht auf guten Boden stand. So erstaunt es nicht, dass bereits zu Beginn des Jahres 1907 der neue Eigentümer Wilhelm Keim durch verbesserte Herstellungsbedingungen einen Maschinenstein anbietet. Am 27.07.1911 meldet der Fritzlarer Anzeiger, dass die Dampfziegelei in eine GmbH umgewandelt worden ist. Gesellschafter sind Wilhelm Keim und Gutsbesitzer Schüler aus Felsberg. Die Zeitung erwähnt noch, die erhebliche Vergrößerung des Betriebes.
Im Jahr 1919 erwarb Karl Emden sen. die Betriebsstätte und die landwirtschaftlichen Flächen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Ziegelei wegen Mangel an ausbaubaren Lehm- und Tonvorkommen die Produktion bereits eingestellt.
Aus wirtschaftlichen Gründen verkaufte Karl Emden sen. die Betriebsstätte mit Wohnhaus an den Landwirt Willi Schefer sen. und zog von seinem Hof in der heutigen Wilhelm-Dilich-Straße 16 auf die Tannenhöhe. Nach dem plötzlichen Tod von Willi Schefer jun. im Jahre 1999 wurde das Areal von der Firma Irma Oppermann erworben. Heute erinnert nur das dem Verfall preisgegebene Wohnhaus an die Ziegelei.

... das heutige Wohnhaus in der Bahnhofstraße 20 im Jahre 1881 von der Papiermühle in Geismar nach Wabern umgesetzt worden ist. Dort baute die Zuckerfabrik das Fachwerkhaus zu einem Mehrfamilienhaus für ihre Mitarbeiter aus. Seine heutige Blechplattenverkleidung brachte dem Gebäude im Volksmund die Bezeichnung „Blechdose“ ein.

... nach den Aufzeichnungen von Heinrich Hose sind 132 Bürger aus Wabern im II. Weltkrieg gefallen bzw. vermisst. Hierunter Heinz Meyer (Wimmer) mit Geburtsjahrgang 1928 als jüngster Waberner Kriegsteilnehmer. Weiterhin Anneliese Kahl (Wimmer), die mit 22 Jahren infolge einer Explosion in der Munitionsfabrik Hirschhagen (Hess. Lichtenau) verstarb.

... in der Zeit Oligozäns sich da, wo heute Wabern liegt, ein Meer befand. Vor 33 Mio Jahren schließlich zog sich das Wasser zurück und die Ebene stand von da an unter Festlandeinfluss.

... die Anwesenheit des germanischen Stammes der Chatten, deren letzte zuverlässige Erwähnung in das Jahr 213 fällt, auch für das Gebiet der Waberner Tiefebene belegt ist. Herausragendes Fundstück ist dabei eine Lanzenspitze, die nach den Fundakten im Museum in Fritzlar am 18.05.1987 nahe der Gemarkungsgrenze zu Zennern auf der Flur „Am Zenner Wege“ gefunden wurde. (siehe Chronik der Gemeinde Wabern)

... in der vorliegenden Chronik von Pfarrer Baum zu lesen ist, dass bereits im Jahre 1615 ein Pfarrhaus in Wabern vorhanden war. Im Jahre 1640 wurde das Gebäude durch Kaiserliche Truppen stark beschädigt. Es musste abgebrochen werden. An seine Stelle entstand 1674 ein Neubau. Die in den Jahren 1884 und 1905 notwendigen Reparaturarbeiten konnten die in die Jahre gekommene Bausubstanz nicht wesentlich verbessern. Ein Neubau war erforderlich. Der Grundstein für das heutige Pfarrhaus wurde 1914 gelegt, das Gebäude in den Wirren des I. Weltkrieges fertiggestellt. Die Pfarrerfamilie Baum konnte 1917 das „Kleinod der hessischen Pfarrhäuser“ beziehen.

... im Jahre 1959 Überlegungen angestellt wurden, die Bahnlinie Wabern-Bad Wildungen an den Südrand der Gemeinde zu verlegen. Man wollte damit eine spürbare Erleichterung für den Durchgangsverkehr erreichen. Der Plan wurde nicht realisiert. Dafür wurde die B253 und die B254 als Umgehungsstraße errichtet. Diese Straßenführungen führten zu einer gewaltigen Entlastung des innerörtlichen Verkehrs.

... der gewaltige Betonpfeiler, nahe der B254 zwischen Hebel und Berge ein Bergbaurelikt aus der Zeit der „Grube Mardorf“ ist. Dort wurde seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert mit zeitlichen Unterbrechungen Bohnerz gefördert. Der Betonpfeiler ist ein Teil der 1946/47 errichteten Seilbahn, mit der die geförderten Erze zur Entladestation am Bahnhof in Singlis transportiert wurden. Von dort ging der Transport mit Kraftwagen nach Wabern. Die Station zur Verladung auf Eisenbahnwaggons für den Transport zu den Hochöfen an der Ruhr befand sich auf dem Grundstück der heutigen Firma Ochs. Die Erzförderung wurde am 31.01.1954 eingestellt.

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