Kalenderblatt Februar 2015

Februar 2015

Valentin Weidemann (1886 - 1971) - Schul- und Chorleiter in Wabern

Am 05.10.1951 schrieb die Tagespresse, dass der "Hauptlehrer Valentin Weidemann am kommenden Samstag in einer Feierstunde in Gasthaus "Zur Traube" nach über 37jähriger Tätigkeit wegen Erreichung der Altersgrenze Abschied von der Schule nimmt. Damit verabschiedet sich ein verdienter Schulmann, dessen Wirken und Streben für die gesamte Gemeinde Wabern in all den Jahren seines Schaffens stets nur vorteilhaft gewesen ist. Sein von menschlicher Güte durchdrungenes Wesen und sein reiches Wissen und Können brachten ihn nicht nur die Liebe und Achtung seiner Schüler ein, sondern auch die Wertschätzung seiner Kollegen und die des ganzen Ortes. In steter Lauterkeit und charakterfester Geradlinigkeit ging Hauptlehrer Weidemann seinen Weg. Er war und ist noch immer der fördernde Kulturträger der Gemeinde. Die Konzertabende des Chorvereins, dessen Dirigent er ist, legen ein beredtes Zeugnis hiervon ab und beweisen zugleich die Liebe des ewig jungen Menschen Valentin Weidemann zum deutschen Lied. Nur ungern sieht die ganze Gemeinde den geachteten und verehrten Lehrer aus dem Dienst scheiden. Es wird daher für alle eine erfreuliche Nachricht sein, dass Hauptlehrer Weidemann die Jahre des Ruhestandes in Wabern verleben wird und den Posten des Chorleiters beigehalten wird und somit die enge Verbindung mit der Ortsgemeinde bestehen bleibt".

Valentin Weidemann wurde am 19.09.1886 in Schnellrode, heute Spangenberg, als Sohn des Lehrers August Weidemann (*1859 in Obermöllrich) und seiner Ehefrau Katharina, geborene Büttner (*1868 in Mosbach/ Rhön), geboren. Sein kindlicher Wunsch, in Zennern Bahnhofsvorsteher zu werden, erfüllte sich nicht. Sein Vater schickte ihn nach dem Besuch der höheren Schule auf die Präparanden-Schule und das Lehrerseminar in Homberg (Efze). Seine erste Lehrerstelle fand Weidemann in Mosbach, dem Heimatort seiner Mutter, wo auch sein Vater seine Tätigkeit als Lehrer begonnen hatte. Seine II. Lehrerprüfung legte er am 25.10.1909 ab. Anschließend ging er freiwillig für ein Jahr zum Militär. Er diente in der 2. Kompanie des Infantrie-Regiments 167 in Kassel. Am 09.10.1912 heiratete er seine erste Frau Minna Bachmann (*1891 in Harleshausen). Nach einigen Jahren war Weidemann wohl der Wirkungskreis in dem kleinen Rhön-Dorf wohl zu klein geworden. Er bewarb sich daher um die freigewordene 2. Lehrerstelle in Wabern, die er am 01.07.1914 antrat. Kaum war der Umzug vollzogen und die neue Wohnung in der Schule an der Kirche eingerichtet, als Valentin mit Beginn des I. Weltkrieges als Unteroffizier einberufen wurde. Er hatte das Glück, als Schreiber einem Feldlazarett dienen zu dürfen. Dort erlebte er an den Fronten in Polen, Frankreich und Russland die grausamen Folgen der großen Materialschlachten und sah das unsagbare menschliche Leiden. Während des Krieges, aus dem Weidemann gesund wieder nach Wabern kam, schenkte ihm seine Frau Minna die Kinder Elsbeth (*1914) und Johanna (*1916). In den Memoiren der Familie ist nachzulesen, dass sie in Wabern glückliche Jahre verbrachten. Zu den Berufskollegen entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis. Auch nach den Schulstunden traf man sich zum geselligen Beisammensein.

Am 01.02.1919 bereits übernahm Valentin Weidemann den Chorverein Wabern 1872 e.V., in dem er alle Musikbegabten und Sangesfreudigen zusammenführte und einen Frauenchor gründete. Es gelang ihm, die Chorgemeinschaft zu schulen und auf ein hohes sängerisches Niveau zu bringen. Dieser Leistungsstand führte auch dazu, dass der Chor einer Einladung des Hessischen Rundfunks nachkam und in einer Hörfunksendung sein Können abrufen konnte.

1923 wurde der Stammhalter Wilhelm geboren. Am 01.07.1926 übernahm Weidemann das Amt des Schulleiters. Aber auch von Schicksalsschlägen blieb der Musikpädagoge nicht verschont. Im Jahre 1931 verlor er infolge einer Augenerkrankung das linke Auge. In 1932 verstarb seine Frau Minna. Da seine Kinder einer liebevollen Fürsorge einer Mutter bedurften, entschloss sich Weidemann zu einer zweiten Ehe. Er heiratete 1934 Helene Hildebrandt (*1900 in Lippoldsberg). Obwohl es nicht leicht war, den Haushalt zu übernehmen, da die Kinder schon zu erwachsen, aber noch nicht verständig genug waren, um die neue Mutter von vornherein anzuerkennen, verstand es Helene sich durchzusetzen. Sie ist den Kindern eine gute Mutter und Valentin Weidemann eine ausgezeichnete Lebenskameradin geworden, zumal beide auch in Musik und Kultur die gleichen Interessen hatten. Der Wunsch auf ein gemeinsames Kind ging 1943 in Erfüllung. In diesem Jahr wurde in Bad Wildungen ein kleines Mädchen geboren, das später auf den Namen Sigrid getauft wurde.

Weidemann schied mit Erreichen der Altersgrenze am 30.09.1951 nach insgesamt 40 Jahren aus dem Schuldienst aus. Danach widmete er sich weiter dem Chorgesang. Auch nach dem Umzug auf den Besserhof in Felsberg am 18.01.1956 stand er der Chorvereinigung Wabern 1872 e.V. als Chorleiter weiter vor. Als er sich am 07.03.1959 mit einen Konzert von der Bevölkerung von Wabern, seinen Freunden und seinen Sängerinnen und Sängern verabschiedete, hatte er mit den Chören über 1000 Gesangstücke einstudiert. Der musikbegeisterte Mann, der mit Ehrungen überhäuft wurde - u.a. wurde er Ehrenbürger der Gemeinde Wabern - sagte bei den Feierlichkeiten aus Anlass seines 70. Geburtstages, der Gedanke, dass jede Gemeinde eine Quelle haben müsse, aus der die Gemeinschaft wachse, habe von Anfang an über seiner 42 Jahre langen Arbeit im Chorverein gestanden. Weidemann verstarb 1971 in Felsberg.

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