Kalenderblatt Juli 2006

Juli 2006

Haus Momberg / Eisenberg, Kirchplatz 19

Im Waberner Ortskern bei der Kirche gelegen, ist das Haus Eisenberg das vermutlich älteste Haus in Wabern. Einen Hinweis darauf liefert der Baustil des Dachstuhls. Bei der Begutachtung des für den Denkmalschutz zuständigen Amtes wurde festgestellt, daß die Balken und Sparrenverbindungen nicht wie bei jüngeren Fachwerkhäusern üblich mit Zapfen und Zapfloch ausgeführt sind, sondern das angeplattete Sparren vorgefunden wurden. Im Ursprung war das Haus ein Ständerbau, erst spätere Veränderungen und Ausbesserungen, auch als Folge der Überschwemmung des Jahres 1943, haben diese Bauweise verwischt. Beides, sowohl die Ausführung des Dachstuhls, der im übrigen eine viel steilere Dachneigung als andere Fachwerkhäuser in Wabern aufweist, als auch die Ständerbauweise, deuten auf eine Erbauung vor dem dreißigjährigen Krieg hin. Vielleicht erfolgte die Erbauung bereits im sechzehnten Jahrhundert. Eine geplante dendrochronologische Untersuchung, die die charakteristische Breite und Verteilung der Jahresringe im Holz auswertet, wird genauere Daten liefern. Die Bauweise des Hauses stellt damit einen Sonderfall unter den Fachwerkhäusern in den Dörfern unserer Gegend dar. Nur wenige Bauten dieser Art, der nächste ist in Gensungen zu finden, haben sich bis in die Gegenwart erhalten.

Der erste nachweisbare Besitzer des Hauses war um 1737 der Böttner Conrad Reitz (*25.09.1693, +13.12.1768), er war mit Catharina Elisabetha Hansmann (*25.04.1700, begraben 06.07.1728) in erster Ehe seit September 1721 und in zweiter Ehe seit dem 21.02.1729 mit Catharina Döring (*05.06.1693, Zennern, +02.02.1758) verheiratet.

Zu dem damaligen Zeitpunkt war das Gebäude insgesamt kürzer, durch die folgenden Generationen scheint es Stück für Stück in der von der Straße abgewandten Seite verlängert worden zu sein. Erst mit der Aufzeichnung der Hausnummern in den Kirchenbüchern seit etwa der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts lässt sich mehr über die Besitzer herausfinden. Das Haus Eisenberg hatte vor der Einführung der Straßennamen im Jahr 1910 die Hausnummer 68, danach Kirchplatz 21.

Der nächste wieder sicher nachweisbare Besitzer war der in Harle 1778 geborene Ackermann und Postillion Johann Conrad Momberg (*Harle 12.09.1778, +05.12.1837). Er war seit dem 10.07.1814 mit Maria Ludolph (*09.02.1790, +26.07.1847) verheiratet. Von ihm ging das kombinierte Wohn- und Wirtschaftshaus an seinen Sohn, den Ackermann Johannes Momberg (*18.09.1819, +29.04.1902). Johannes war ein Bruder des 1834 geborenen Schlossermeisters Heinrich Momberg, der der Begründer der Schlosserei und später des Landmaschinenhandels Momberg in der Ziegenhainer Straße war (siehe Kalenderblatt Oktober 2002). Johannes Momberg war in erster Ehe mit Martha Elisabeth Schomberg (*07.12.1823, +27.03.1859), Hochzeit am 28.08.1847 in Fritzlar, und in zweiter Ehe mit Catharina Elisabeth Schneider (*20.11.1835, +30.03.1877), Hochzeit am 08.10.1859, verheiratet. Aus der Ehe mit seiner ersten Ehefrau ging der Sohn Johannes Momberg II (*10.02.1850, +29.08.1890) hervor, der als weiterer Besitzer des Hauses bekannt wird. Johannes II war ebenfalls zweimal verheiratet. Am 14.02.1875 heiratete er Anna Martha Hose (*30.12.1851, +02.08.1884) und am 12.02.1887 Maria Otto (*04.05.1864, später verheiratete Schneider). Von ihnen ging das Anwesen an den Sohn Georg Momberg (*23.05.1877, +1951) über, der 1903 Martha Elisabeth Röll, Witwe von Konrad Otto (*06.10.1852, +1925) heiratete. Deren Sohn Johannes (*1903, +1985) und dessen Ehefrau Minna Katharina Reitze (*Holzhausen/Homberg 1905, +1990) blieben kinderlos. Nach dem Tod von Minna wurde das Haus von den Erben an Adolf Ochs aus Felsberg verkauft, der es grundlegend umbauen und renovieren wollte. Dazu kam es jedoch nicht und das Haus verblieb längere Zeit als entkernte Bauruine. Die jetzigen Besitzer, Willi und Ingrid Eisenberg, erwarben das Haus 1999 von Adolf Ochs und brachten es mit viel Mühe in einen vorbildlichen Zustand. Zusätzlich zu den Wohnräumen im vorderen, zur Straße gerichteten Teil richtete Ingrid Eisenberg im hinteren ehemaligen Wirtschaftsteil ihr Atelier für Glaskunst ein.

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