Kalenderblatt Januar 2003

Januar 2003

Die Dampfziegelei auf der Tannenhöhe

Wann die ersten Ziegelsteine auf der Tannenhöhe gebrannt wurden, konnte nicht ermittelt werden. Das erste Dokument mit dem Hinweis auf die Dampfziegelei FILSS & PFEIFFER ist eine Rechnung der Firma vom 01.09.1901, die die Unterschrift KEIM trägt. Im Verzeichnis der Gemeinde Wabern über die Gebäudesteuerverwaltung von 1910 ist unter der Haus-Nummer 138 (später Frankfurter Straße 32) der Ziegeleibesitzer Wilhelm Keim mit vier Gebäuden vermerkt. Wilhelm Keim war mit Dora geborene Haun verheiratet, mit der er in Wabern eine Tochter Katharina Elisabeth (*1907) hatte. Die Paten von Katharina Elisabeth waren ein Bruder der Mutter, Pfarrer in Oberbosau (Thüringen), und Elisabeth Lauterbach aus Holzhausen bei Homberg.

Nach einer Erläuterung zur Geologischen Karte von Preußen hat eine damals vorgenommene Bohrung von 18,37m Tiefe zu folgendem Ergebnis geführt:

Lehm, Ton, Kies 6,10m
gelbbraune Letten mit Steinen 6,50m
Buntsandstein 5,77m

Im Jahre 1919 erwarben Karl Emden (*05.05.1878) und seine Ehefrau Caroline, geborene Grünhaupt (*11.01.1886) die Betriebsstätte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Ziegelei bereits ihre Produktion wegen Mangel an ausbaubarem Lehm- und Tonvorkommen eingestellt. Das Ehepaar Emden, das aus Neerdar (zwischen Willingen und Korbach) kam, hatte sechs Kinder:

Eleonore *1911 in Hagen
Karl *1913 in Hagen/Westfalen
Johanna *1916
Anneliese *1920 in Wabern
Heinz *1920 in Wabern
Waltraud *1926 in Wabern

Karl Emden bewirtschaftete mit seiner Familie 10 Acker Land. Daneben war er Betreiber einer Gastwirtschaft, die für die Waberner Bevölkerung oft das Ziel eines Sonntagspaziergangs war, Neben den üblichen Getränken sind die selbst hergestellte Limonade (Quatsch) und die angebotenen Spargelgerichte in Erinnerung geblieben. Außer dem Verkauf seiner landwirtschaftlichen Produkte in Bad Wildungen und Kassel bot Emden in den umliegenden Orten von Wabern "Bad Vilbeler Wasser" an.

Der Stammhalter des Ehepaares, Karl Emden, besuchte in Wabern die Volksschule, dann die Rektoratsschule in Fritzlar und anschließend die Realschule in Bad Wildungen bis zur mittleren Reife. Im Alter von 20 Jahren ging er zur Polizeischule nach Münden, kam 1934 zur Landespolizei in Mühlheim/Ruhr und 1936 zur damaligen Wehrmacht. 1946 trat er in den Verwaltungsdienst der Gemeinde Wabern ein. Im April 1960 wählte ihn die damalige Gemeindevertretung zum Bürgermeister der Gemeinde Wabern. Nach Wiederwahlen im November 1965 und am 30.11.1972 trat Emden aus gesundheitlichen Gründen am 01 06.1975 in den vorzeitigen Ruhestand.

Aus wirtschaftlichen Gründen verkaufte Emden Senior im Jahre 1953 die ehemalige Ziegelei an Wilhelm Schefer (*1901, +1987) und seine Ehefrau Katharina Elisabeth, geborene Bauer (*1906 in Obervorschütz, +1978). Das Ehepaar zog mit ihrem Sohn Willi Heinrich (*1927, +1999) von der Kasseler Straße (heute Wilhelm-Dilich-Str. 16) auf die Tannenhöhe. Dort betrieben Schefers zu Beginn ohne Wasser- und Stromversorgung Land- und Viehwirtschaft. Willi Schefer war ein guter Turner. Nach seinem überraschenden Tod steht die Hofstätte zum Verkauf. Noch erinnern die Nebengebäude an die ehemalige Ziegelei.

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